Geschichte des Theaters in Bielefeld

1885 Frau Crüwell, die Witwe des Tabakfabrikanten, stiftet 10.000 Mark zum Bau eines Theater- und Konzertsaals. Schon ein Jahr später sind daraus zusammen mit weiteren Spenden 20.000 Mark geworden, das Geld wird zunächst auf einem Konto angelegt.

Ende der 1880er Jahre. Das Spendenkonto ist inzwischen auf 43.000 Mark angewachsen. Doch noch ist das Stadttheater nicht in Sicht.

1900 Der Berliner Architekt Bernhard Sehring, der beispielsweise das »Theater des Westens« in Berlin und das Stadttheater in Cottbus gebaut hat, legt ein Gutachten vor: Für den Bau eines Theaters muss man mit 500.000 Mark Baukosten rechnen. Die Hoffnung der Stadt, einen privaten Investor zu finden, ist bei dieser Größenordnung recht unrealistisch. Die Stadt beschließt, das Theater in Eigenregie zu bauen und es dann zu verpachten. Einzige Bedingung ist jedoch, dass gut ein Drittel der Baukosten an Spenden von den Bielefeldern aufgebracht werden müssen - und das gelingt! Sehring gewinnt den ausgeschriebenen Wettbewerb. 12. Dezember: Die Stadt beschließt, jährlich 10.000 Mark für ein Orchester mit 36 Musikern sowie 2.000 Mark Jahresgehalt für einen Musikdirektor zur Verfügung zu stellen.

1901 Recht unspektakulär muss die Grundsteinlegung des Stadttheaters von statten gegangen sein. Die »Neue Westfälische Volkszeitung« vom 3. April 1901 schreibt dazu in einer kurzen Meldung: »Wie wir hören, ist im Laufe des gestrigen Tages der Grundstein zum Stadttheater-Gebäude gelegt worden. Eine Einladung zu der Feier scheint die Presse nicht erhalten zu haben und Näheres über sie zu erfahren, ist uns aller aufgewandten Mühe ungeachtet nicht gelungen.« 3. Mai: Das erste Konzert des neuen Bielefelder Orchesters findet in der Tonhalle auf dem Johannisberg statt. Wilhelm Lamping ist städtischer Musikdirektor, Kapellmeister ist Traugott Ochs. Erst mit der Eröffnung des Stadttheaters erhält das Orchester ein festes Haus.

1902 Mit dem Bau des Stadttheaters wird begonnen.

1904 Es ist soweit: Das Stadttheater wird am 3. April mit der »Jubelouvertüre« von Carl Maria von Weber eröffnet, danach wird Schillers »Jungfrau von Orleans« gegeben. Die Lage des Theaters direkt neben dem Rathaus, die Loge auf der linken Seite, die den damaligen Ratsherren vorbehalten war, das davor liegende so genannte Ratsherrenzimmer und die Brücke, die vom Rathaus zum Theater führt, zeigen, wie stark das Stadttheater mit der städtischen Politik verbunden war. Erster Direktor des neuen Stadttheaters ist Oskar Lange, mit dem die Stadt Bielefeld den ersten Pachtvertrag schließt. Für ihn beginnt nun der Theateralltag, denn das ›Unternehmen Stadttheater‹ muss sich selbst finanzieren. Zunächst wird nur bis zum 8. Mai gespielt. Im September beginnt dann die erste komplette Spielzeit 1904/05, die im April endet. In den Anfangsjahren des Stadttheaters wird eine Spielzeit jeweils von September bis April andauern. In der ersten Spielzeit werden 136 (!) verschiedene Werke gezeigt: Dramen, Klassiker, Lustspiele, Schwänke, Operetten, Possen … Für jede Aufführung gibt es grundsätzlich nur vier Proben: eine Arrangier-, eine Stück-, eine Haupt- und eine Generalprobe. Werkstätten gibt es, bis auf den Malersaal, nicht. Opern werden zunächst nur als »Monatsoper« mit Gastsängern und -sängerinnen gegeben, das bedeutet, dass bis zu 25 verschiedene Opern im Mai gezeigt werden. Erst ab 1919 wird die Oper in den normalen Spielplan aufgenommen.

1905 Am 3. Januar wird in Bielefeld die »Volksbühne« gegründet, eine Organisation der Arbeiterschaft – die auch als ›Gegenbewegung‹ zu dem von Bürgern finanzierten Stadttheater zu sehen ist. Zu Zeiten der Gründung der verschiedenen Volksbühnen (ab 1890 in Berlin) wollte man das ›bürgerliche Bildungsmonopol‹ brechen und proletarische Besucherschichten ins Theater bringen, indem die Mitglieder der Volksbühne preisgünstigere Vorstellungen erhielten. Heute ist der Rahmen weiter gefasst, die Volksbühne steht allen Menschen offen.

1906 Theaterdirektor Oskar Lange scheidet vorzeitig aus seinem Vertrag. Grund dafür sind Unstimmigkeiten über die Verpflichtung des Orchesters. Norbert Berstl wird neuer Direktor des Stadttheaters, drei Jahre später nimmt er seinen Sohn Wilhelm als Mitdirektor auf. Ausverkauft sind Operetten und Lustspiele. Da sich das Theater selbst finanzieren muss, verschiebt sich der Spielplan. Es wird weniger ›ernstes Schauspiel‹, dafür mehr leichte Unterhaltung gezeigt.

1907 Max Cahnbley wird städtischer Kapellmeister und damit Nachfolger von Traugott Ochs. Cahnbley, gebürtiger Hamburger, hatte, bevor er nach Bielefeld kam, bereits zahlreiche Engagements als Konzert- und Kapellmeister.

1910 Auf den Programmzetteln des Theaters aus jener Zeit findet sich der Hinweis: »Bestellungen von Eintrittskarten durch Fernsprecher werden nicht angenommen«.

1913 Norbert Berstl stirbt, sein Sohn Wilhelm wird alleiniger Direktor des Stadttheaters. Unter Wilhelm Berstl wird regelmäßig am Samstag Abend ein klassisches Schauspiel gezeigt, die Operette überwiegt in dieser Zeit auf dem Spielplan. Ein Abonnement beinhaltet 29 Vorstellungen, durch die kürzeren Spielzeiten bedeutet das ein Theaterbesuch pro Woche. Mit einem »Dauer-Abonnement« lässt sich das bis zu 116 Vorstellungen, 4 x die Woche, steigern.

14. März: Die Bühne des Stadttheaters versinkt in die Tiefe. Während einer Aufführung des »Parsifal« gibt die mittlere Querversenkung der Bühne nach und nimmt die 17 Damen, die zu dem Zeitpunkt auf der Bühne stehen, mit in den Theatergraben. Beim Aufprall werden einige leicht verletzt. Das Theater bemüht sich um neue soziale Schichten, im Dezember wird ein ›Gesindenachmittag‹ angeboten. »Die Herrschaften werden gebeten, ihr Gesinde auf die Veranstaltung aufmerksam zu machen und sie zu fördern«, so die Ankündigung. Wie erfolgreich das war und ob diese frühe ›Marketing-Aktion‹ wiederholt wurde, ist nicht bekannt.

1914 bis 1918 Während des Ersten Weltkrieges bleibt das Stadttheater bis auf wenige Gastspiele geschlossen. Berstl wird eingezogen, Cahnbley übernimmt nun die Leitung.

1918 Im Mai übernimmt die Stadt das Theater, ein ›städtisches Regietheater‹ wird geschaffen. Damit wird das Stadttheater Bielefeld zum ersten Mal in seiner Geschichte subventioniert. So muss es sich finanziell nicht mehr selbst tragen, es kann mehr Wert auf künstlerische Qualität, bessere Vorbereitung und auf ein festes Ensemble gelegt werden. Mit der Stadt Minden wird ein Vertrag geschlossen, 60 Vorstellungen werden dort gezeigt. Musikalischer Direktor wird Max Cahnbley, Schauspieldirektor Richard Starnburg. Im September eröffnet das Theater im Musiktheater mit Mozarts »Die Zauberflöte« und im Schauspiel mit Goethes »Iphigenie«.

1919 Die Stadt übernimmt auch das Orchester, das jetzt 44 Mitglieder hat. Unter Cahnbley wird eine Kooperation mit Herford gebildet, und zudem werden Aushilfen verpflichtet, so dass das Orchester für bestimmte Anlässe eine Größe von 75 Musikern erreicht. Dadurch werden größere Aufführungen möglich, Opern werden in den laufenden Spielplan integriert und nicht mehr nur im Mai aufgeführt.

1921 Erste große finanzielle Theaterkrise in Bielefeld. Die Stadt soll eine »erschreckend hohe Zuschußsumme, deren Verausgabung bei dem jetzigen traurigen Stande der Gemeindefinanzen doppelt überlegt werden muß«, aufbringen, so die Westfälische Zeitung vom 20. Januar 1921. Damit soll der Theateretat ausgeglichen werden, denn vor allem das Schauspiel schreibt rote Zahlen. Unter anderem diskutiert man, das Orchester von 44 auf 38 Mitglieder zu verkleinern, die Anzahl der Bühnenarbeiter zu verringern, alle Verträge zu lösen und das Theater wieder zu verpachten. Auch über eine Fusion mit dem Theater in Osnabrück wird nachgedacht. Letztlich entscheidet man sich gegen eine erneute Verpachtung des Theaters. Die Stelle des Schauspieldirektors wird eingespart. Richard Starnburg wird mit einer Abfindung entlassen, Max Cahnbley ist nun alleinverantwortlicher Intendant. Trotz der finanziellen Sorgen beginnt unter Cahnbley eine fruchtbare Zeit, so werden beispielsweise der Kostüm- und Möbelfundus systematisch vergrößert, eine Bibliothek angelegt, Musikinstrumente angeschafft, das Orchester vergrößert. Cahnbley ist es ebenfalls anzurechnen, dass es ab der Spielzeit 1925/26 ganzjährige Verträge geben wird. Das kommt nicht nur dem Publikum, sondern auch den Künstlern zugute, die ansonsten unter einer 4-monatigen Arbeitslosigkeit zu leiden hätten. Unter ihm etabliert sich das Theater trotz der schwierigen Wirtschaftslage.

In der Spielzeit 1925/26 kommt das Gebäude Brunnenstraße 3 zum Theater hinzu, damit hat das Theater u.a. endlich eine Probebühne und einen Chorsaal.

1926 Erneute finanzielle Theaterkrise: »Für unser Stadt-Theater« – das ist das Motto einer Kundgebung am 12. Januar, bei der es hoch her geht. Denn der städtische Zuschuss reicht nicht aus. An einen Abbau des Theaters dürfe ebenso wenig gedacht werden, wie an den von Kirche und Schule, so eine Meinung. Die Presse müsse ihre Macht für und nicht gegen das Theater ausspielen, eine Theatersteuer solle erhoben werden, so weitere Meinungen. Letztlich beschließt die Stadt, das Theater in eine GmbH umzuwandeln. Dadurch bezahlt sie weniger Zuschüsse an das Theater.

1927 Die Bühnenarbeiter streiken im März, weil sie die gleiche Weihnachtszulage wie die Gemeindearbeiter haben möchten – ohne Erfolg.

1929 Das Stadttheater feiert sein 25-jähriges Jubiläum, doch die Freude ist getrübt, weil man wieder einmal aus finanziellen Gründen um den Erhalt des Theaters bangen muss. Um Kosten zu sparen, ist auch eine Theaterfusion mit Münster im Gespräch, die aber schließlich scheitert.

1930 Wilhelm Schramm und Hans Grünhage, zwei Schauspieler des Theaters, gründen die ›Notgemeinschaft Bielefelder Künstler‹. Mit eigenen Aufführungen soll für das Theater geworben und natürlich die Kasse aufgebessert werden. Die Rudolf-Oetker-Halle wird am 31. Oktober eingeweiht. Dass Bielefeld eine Konzerthalle bekommt, ist Caroline Oetker, der Frau des Firmengründers August Oetker zu verdanken. Sie stiftet 1925 eine größere Summe für den Bau. Damit setzt sie ihrem musikbegeisterten Sohn Rudolf, der im Ersten Weltkrieg fiel, ein Andenken.

1932 Die nächste Finanzkrise – obwohl die Künstler auf einen Teil ihrer Gage verzichten und die Löhne der Bühnenarbeiter gesenkt werden, bleibt das Theater im Defizit. Neben seiner Arbeit gründet das ›Solopersonal‹ ein Schauspielstudio, um zusätzliche Vorstellungen anzubieten und weitere Einnahmequellen erschließen zu können.

1933 Nachdem die NSDAP auch im Bielefelder Rathaus das Sagen hat, wird Max Cahnbley während einer Probe am 19. April fristlos gekündigt. Neuer Intendant wird der Opernsänger Leon Geer. Er setzt auf das Musiktheater, sorgt für einen erweiterten Chor und Extrachor. Geer wird nur bis 1936 in Bielefeld bleiben und dann nach Augsburg versetzt. Die klassischen Schauspiele – das nimmt ihm das Publikum übel – verschwinden unter seiner Intendanz nach und nach vom Spielplan. Städtischer Musikdirektor wird bis 1939 Werner Gößling, der dann zur Marine eingezogen wird. Die GmbH wird am 16. Mai aufgelöst, das Theater ist wieder ein städtisches Unternehmen.

1936 Neuer Intendant wird Dr. Alfred Kruchen, er legt wieder mehr Wert auf das Sprechtheater.

1937 Der Zuschauerraum und die Bühne werden umgebaut, u.a. wird der ›Sternenhimmel‹ entfernt. Damit entsteht der uns heute bekannte Theaterraum. Als technische Neuerung wird eine Drehscheibe auf der Bühne eingebaut. Die Zuschauer können sich über bequemere Stühle freuen, blaue Polsterstühle lösen die knarrenden Holzsessel ab. Zudem kommen weitere Räumlichkeiten in der Brunnenstraße 5 hinzu. Dort werden Proberäume und ein Tanzraum errichtet, sowie die Intendanz und die Verwaltung untergebracht. Der Umbau des Stadttheaters dauert von Juni bis September. Am 25. September wird es mit einer Festaufführung von Goethes »Faust« wieder eröffnet.

1939 Mit Ausbruch des Zweiten Weltkrieges ist das Stadttheater offiziell im »Kriegseinsatz«. Das bedeutet unter anderem, dass geschlossene Vorstellungen für die Wehrmacht, vor allem für Verwundete, gezeigt werden. Noch aber läuft der Theaterbetrieb recht normal weiter, beispielsweise mit Janác¡eks »Jenufa« und Shakespeares »Ein Sommernachtstraum«. Das Städtische Orchester wird ab 1939 bis 1949 von Professor Hans Hoffmann geleitet.

1941 In den Programmheften des Theaters liegen Zettel bei, auf denen im Falle eines Fliegeralarms die nächsten Luftschutzräume beschrieben sind.

Seit der Spielzeit 1942/1943 müssen immer öfter Vorstellungen wegen Fliegeralarms unterbrochen werden, dennoch hat das Theater enorm hohe Besucherzahlen. Die meisten der Besucher kommen nach der Entwarnung wieder, so dass ein Großteil der Stücke zu Ende gespielt wird.

1944 Auf Anweisung des Reichsministeriums für Volksaufklärung und Propaganda werden ab dem 1. September sämtliche Theater, Varietés und Kabaretts geschlossen, also auch das Bielefelder Stadttheater. Ein Teil der Mitarbeiter wird in den Krieg eingezogen, weitere Bühnenangehörige werden in der Rüstungsindustrie eingesetzt. Auf einen anderen Teil wartet Ende Dezember ein Sonderauftrag: »schanzende Volksgenossen mit künstlerischen Vorträgen zu erfreuen«, so ein »Rückblick auf das Stadttheater im 6. Kriegsjahr 1944/45«. Diese harren seit Oktober entlang der holländischen Grenze aus. Gemeinsam mit dem Intendanten Kruchen fahren fünf Künstlerinnen und vier Künstler in Richtung der holländischen Grenze und unterhalten dort die Soldaten »mit einer wohlvorbereiteten abwechslungsreichen Vortragsfolge auf dem Gebiete der Musik und Poesie.« Bis zum Kriegsende werden diese Einsätze auch in Lazaretten wiederholt. 26. Oktober und 6. Dezember: Weitere Bombenangriffe auf Bielefeld, die auch teilweise das Theater treffen. Das linke Treppenhaus ist schwer beschädigt, an manchen Stellen kann man vom Zuschauerraum in den Himmel schauen. Auch die Unterkünfte der Feuerwehr werden zerstört, so dass das Gebäude des Stadttheaters vorübergehend als Unterkunft für die Feuerwehr fungiert. Auf der Bühne werden die Feuerwehrschläuche zum Trocknen aufgehängt.

1945 Nach Kriegsende erweist sich ein Neubeginn im Stadttheater als überaus schwierig. Das Gebäude ist während des Krieges beschädigt, aber glücklicherweise nicht ganz zerstört worden. Die Verträge der Schauspieler lässt die Stadt zum 31. Juli 1945 auslaufen; die Techniker werden in anderen Bereichen der Stadt eingesetzt. Zudem verhängen die britischen Alliierten ein generelles Schauspielverbot. Lediglich Konzerte, Opern und Ballett sind erlaubt. Auch später, als das Schauspiel wieder zugelassen ist, müssen für alle Aufführungen kurze Inhaltsangaben an die Militärregierung eingereicht werden. Erst im Februar 1947 wird diese Vorzensur aufgehoben. Von diesem Zeitpunkt an hat der Oberbürgermeister die Verantwortung dafür, dass keine Kritik an der Militärregierung ausgeübt und weder Krieg noch Faschismus verherrlicht werden.

1945 Intendant Kruchen wird am 16. Juli fristlos entlassen und interniert, er wird 1949 als Intendant nach Oberhausen gehen. Für die Leitung des Stadttheaters gibt es kommissarische Lösungen. Der Musikdirektor Professor Hans Hoffmann wird für das Theater eingesetzt, von Seiten der Stadt wird ihm Rechtsanwalt Dr. Helmut Krengel beigestellt. Da Hoffmann diesen Posten jedoch nicht dauerhaft behalten möchte, wird der Sänger und Spielleiter Georg Goll bis Juni 1946 kommissarischer Intendant des Theaters. Doch neben all diesen Schwierigkeiten ist die Frage der Finanzierung nicht geklärt: Kann sich die Stadt Bielefeld ein Theater leisten, will sie das überhaupt? Im August genehmigt der von der britischen Militärregierung eingesetzte Bürgermeister Josef Niestroy Arbeiten am Stadttheater, um das Gebäude nicht verfallen zu lassen. Die Theaterleute reagieren auf diese Schwebesituation – noch ist nicht klar, ob die Stadt wieder Gelder für das Theater bereitstellt – und gründen im Herbst die »Notgemeinschaft der Bielefelder Bühnenschaffenden«. Sie greifen selbst zu Schippe und Hacke und kümmern sich um den Aufbau des Stadttheaters. Die Stadt stellt das Orchester und die beiden Gebäude – Stadttheater und Rudolf-Oetker-Halle – zur Verfügung, das finanzielle Risiko wird auf die Künstler übertragen. Jedem Künstler kann recht knapp mit einer Frist von 14 Tagen gekündigt werden, bei Einnahmeausfällen kann das Gehalt gekürzt werden. Am 14. Oktober wird in der Rudolf-Oetker-Halle – das Stadttheater ist noch nicht bespielbar – »Fidelio« gezeigt, Veranstalter sind das Bielefelder Orchester und die »Notgemeinschaft der Bielefelder Bühnenschaffenden«. Die Aufführungen sind sehr erfolgreich, die Notgemeinschaft schreibt schwarze Zahlen. Auch das sprach sicherlich dafür, dass die Stadt ab Dezember das Theater wieder finanziell unterstützt. Am 1. Dezember wird das Stadttheater mit Mozarts »Zauberflöte«, drei Tage später mit »Nathan der Weise« von Lessing wieder eröffnet. Zu diesen ersten Vorstellungen erscheinen die Zuschauer in Mantel und Decken gehüllt, weil die Heizung noch nicht funktioniert.

1946 Die Stadt beschließt im Mai aus Geldmangel die Auflösung des Stadttheaters und des Orchesters. Bürgermeister Ladebeck ruft die Bevölkerung zu Spenden für das Theater auf. Im Juni wird eine Lösung gefunden: Die Eintrittspreise werden heraufgesetzt, im Januar 1947 beschließt der Stadtrat einstimmig, das Theater zu erhalten. 26. Juni: Dr. Hermann Schaffner wird neuer Intendant, er wird in Bielefeld bis 1953 wirken. Schaffner ist Schauspieler und Dramaturg und war zuvor Intendant in Halberstadt, Erfurt und Chemnitz. Wie an so vielen deutschen Bühnen in den ersten Nachkriegsjahren legt er den Schwerpunkt des Spielplans auf Klassiker und Unterhaltung. 2. Dezember: Im Kleinen Saal der Rudolf-Oetker-Halle werden die »Kammerspiele« als Schauspielstätte mit »Kabale und Liebe« eröffnet. Damit hat das Schauspiel zum ersten Mal eine eigene Bühne, wenn auch provisorisch.

1947 Die Volksbühne, die 1933 verboten wurde, gründet sich erneut.

Spielzeit 1947/48 Kohleknappheit in Bielefeld, auch das Theater und die Kammerspiele in der Rudolf-Oetker-Halle sind davon betroffen und können für einige Zeit nicht bespielt werden. Dennoch besuchen die Bielefelder so oft das Theater, dass in dieser Zeit ein Gewinn erzielt wird. Benno Hattesen wird als Oberspielleiter des Schauspiels verpflichtet. Er setzt mit seinem Team neue Akzente im Schauspiel, es wird auch überregional bekannt. Der Düsseldorfer »Mittag« schreibt über das Bielefelder Schauspiel: »Wäre atmosphärisch die ganze Provinz so beschaffen, dann gäbe es bei uns einfach keine ›Provinz‹ mehr!«. »Die Welt« berichtet mit der Schlagzeile »Bielefelder Schauspiel mit Premieren und modernen Experimenten« über eine deutsche Erstaufführung.

In der Saison 1948/49 entschuldigt sich das Theater bei seinen Abonnenten dafür, dass aufgrund »Erkrankungen infolge der schlechten Ernährungslage« der Spielplan in der vorherigen Spielzeit gefährdet war und sehr viele Vorstellungen verschoben werden mussten. Ab September 1948 werden Schauspiele im Haus der Technik aufgeführt, bis das Theater am Alten Markt eröffnet wird.

1950 Die nächste Finanzkrise am Theater … – dennoch beschließt der Rat der Stadt im Januar, das Theater mit allen Sparten zu erhalten. Doch der Finanzausschuss der Stadt sperrt Gelder für einmalige Ausgaben, darunter auch die Gelder für den Umbau der Vorhalle, des Foyers und der Wandelgänge des Stadttheaters. Schließlich springt Rudolf August Oetker ein und finanziert den größten Teil des Umbaus, der im Mai beginnt. Das Jahr 1950 verändert das Theater- und Kulturleben in Bielefeld nachhaltig. Aus den Trümmern des ehemaligen Rathauses am Alten Markt werden die »Brücke« und das heutige Theater am Alten Markt erbaut. Die »Brücke« ist eine Informations- und Kulturinstitution, in der Filme gezeigt und Vorträge gehalten werden, ein Ort der Begegnung zwischen der damaligen britischen Besatzungsmacht und den Bielefeldern. Es finden Gesprächskreise statt, in einer Bücherei können fremdsprachige Bücher ausgeliehen werden. Im Kellergeschoss gab es ein Kino, das heute nicht mehr existiert. An die Künstler wird das Theater am Alten Markt – das TAM – übergeben. Damit werden die Provisorien für das Schauspiel überwunden, diese Sparte hat in Bielefeld zum ersten Mal eine eigene Spielstätte. Ursprünglich will man dort zwei, maximal drei Aufführungen in der Woche zeigen. Doch weit gefehlt – von Anfang an wird im »Kleinen Haus« mehr gespielt. Das TAM ist heute aus dem Bielefelder Theaterleben nicht mehr wegzudenken.

1951 Zum 1. Januar wird der Bielefelder Besucherring gegründet, der Theaterfahrten aus dem Umland Bielefelds organisiert und bereits in den ersten Jahren sehr erfolgreich ist. 18. Januar: Auf Anregung von Oberbürgermeister Ladebeck wird die Gesellschaft der Theater- und Konzertfreunde gegründet. Die Thekos, so die gängige Abkürzung, setzen sich für das Bielefelder Theater- und Konzertleben ein, unterstützen es ideell und finanziell. Ein Kulturleben in Bielefeld ist ohne sie heute nicht mehr vorstellbar.

1951/52 Bernhard Conz wird neuer Städtischer Musikdirektor, den Titel Generalmusikdirektor erhält er später. Damit beginnt die glanzvolle Ära Conz, die 1974 endet. U.a. vergrößert sich unter Conz das Orchester auf 67 Musiker, es finden Gastspiele in mehreren europäischen Städten statt, ein neuer Orchesterprobenraum wird geschaffen. Conz setzt sich auch für die Aufführung moderner Werke ein. Während seiner Bielefelder Zeit werden Stücke von Henze, Sutermeister, Fortner, Krenek, Honegger und Schostakowitsch aufgeführt, um nur einige Namen zu nennen.

1952 Sieben Jahre nach Kriegsende wird dem Theater ein neuer Gebäudetrakt in der Brunnenstraße hinzugefügt.

1953/54 Hermann Schaffner wechselt als Intendant an das Staatstheater Kassel. Sein Nachfolger wird Dr. Herbert Decker, der das Haus bis 1958 leitet. Decker, der über »Die Zauberflöte« von Mozart promoviert hatte, legt mehr Wert auf die Pflege von Opern und versucht modernes Musiktheater auf den Spielplan zu setzen. Deckers Vertrag wird 1958 vorzeitig aufgelöst, weil er als Generalintendant an die Städtischen Bühnen Krefeld und Mönchengladbach geht.

1954/55 Mit den beiden Stücken »Die Jungfrau von Orleans« und »Die Meistersinger von Nürnberg« wird das 50-jährige Jubiläum des Stadttheaters begangen.

1955 Die Volksbühne Bielefeld feiert ihr 50-jähriges Bestehen.

1957 Die Kassen im Foyer des Stadttheaters und die Aufgänge zu den Rängen werden umgestaltet; hinter der Bühne wird angebaut, so dass der Malersaal und ein Probenraum für das Orchester entstehen.

1958/59 Dr. Joachim Klaiber wird der Nachfolger von Herbert Decker. Er beginnt seine Intendanz mit seiner umjubelten Inszenierung von Puccinis »Turandot«.

1959 Mit »Kiss me, Kate« wird im Mai das erste Musical auf einer Bielefelder Bühne gegeben. Die Presse steht einem Musical etwas skeptisch gegenüber: »Es wollte einen Augenblick sogar scheinen, als ob damit zugleich die Sterbestunde der alten Operette schlug. Nun: so ernst ist die Situation noch nicht«. Mit diesen Worten stimmt die »Westfälische Zeitung« ihre Kritik zu »Kiss me, Kate« an. Das Publikum nimmt die Premiere begeistert auf und zeigt dies am Ende mit Bravorufen und Getrampel. Eine neue Ära beginnt.

1960 Am 19. November eröffnet im Theater am Alten Markt im Keller mit ca. 100 Plätzen das »Studio Theater« mit der Uraufführung von »Freiheit für Clemens« von Tankred Dorst und der »Zoogeschichte« von Edward Albee. Das Studio Theater wird zum Gegenpol des »gängigen« Schauspiels. Absurdes Theater wird hier auf Tuchfühlung mit dem Publikum gezeigt, Experimente dürfen gewagt werden. Es besteht zehn Spielzeiten lang.

1961 3. und 4. Juli: Bielefelder Oper in Paris – beim Festival »Théâtre des Nations« zeigt das Bielefelder Theater Winfried Zilligs »Die Verlobung in St. Domingo« nach der gleichnamigen Novelle von Heinrich von Kleist und die Oper »Krapp oder Das letzte Band« von Marcel Mihalovici nach Samuel Beckett. William Dooley gewinnt dabei als Krapp den ersten Preis für die beste sängerische und darstellerische Leistung des Jahres.

1963/64 Joachim Klaiber wechselt nach Kiel, dort wird er bis 1979 als Generalintendant tätig sein. Ihm folgt bis 1970 Horst Alexander Stelter, der zuvor Intendant in Pforzheim war.

1968 Während der Sommerpause wird im Stadttheater ein neues Bühnenportal eingebaut, nachdem die alte Anlage und die Beleuchterbrücke aus Sicherheitsgründen stillgelegt wurden. Außerdem wird der Orchestergraben an die Lüftungsanlage angeschlossen.

1970/71 wird Hans-Walter Deppisch neuer Intendant. Seine Bielefelder Zeit dauert nur kurz.

1971 Im Februar beginnt ein Theaterskandal in Bielefeld mit Streitereien zwischen dem Persönlichen Referenten des Intendanten Artur Gracian, der gleichzeitig Regie führte, und der Bühnentechnik. Intendant Deppisch stellt sich hinter Gracian, dem dann von Oberstadtdirektor Kuhn »jegliche Tätigkeit untersagt wird, bei der er in irgendeiner Weise mit dem Personal des Bielefelder Theaters in Berührung kommt«, so die »Neue Westfälische«. Die Krise gipfelt darin, dass Deppisch und die Stadt Bielefeld im April den Vertrag im beiderseitigen Einvernehmen auflösen und der Generalmusikdirektor Bernhard Conz für zwei Spielzeiten kommissarischer Leiter des Theaters wird. 1. April 1971: Nachdem in den Jahren zuvor immer wieder kleinere Reparaturen nötig waren und Vorarbeiten für die Modernisierung des Stadttheaters vorgenommen wurden, ist es nun soweit: Es werden neue Heizungssysteme eingebaut, eine Beleuchtungsbrücke, die Belüftung und Bestuhlung werden teilweise erneuert. Zudem wird die Drehbühne modernisiert und vergrößert. Das Gebäude ist für diese Zeit geschlossen, statt dessen wird im TAM, in der Rudolf-Oetker-Halle und in Herford gespielt. Das Stadttheater wird mit der Premiere von Verdis »Othello« am 14. November wieder eröffnet.

1973 Das erste »Montagabendstudio in der Kunsthalle« wird mit Unterstützung der Thekos eingeführt. Dabei wird dem Publikum in unregelmäßigen Abständen eine Produktion, die noch in der Probenzeit ist, vorgestellt.

1973/74 Peter Ebert, vorher Intendant in Augsburg, übernimmt jetzt die Leitung des Bielefelder Theaters. Allerdings wird er bereits zwei Jahre später nach Wiesbaden gehen. Er eröffnet seine Intendanz mit einem »Tag der offenen Tür«. Seine erste Inszenierung - Verdis »Falstaff« - findet begeisterten Beifall.

1974/75 Als neuer Generalmusikdirektor tritt Georg-Wilhelm Schmöhe sein Amt an. Er initiiert unter anderem Kinder- und Jugendkonzerte in Bielefeld.

1975/76 Die Intendanz von Heiner Bruns beginnt, Bruns war zuvor Intendant in Pforzheim. Während dieser Zeit wird das Theater Bielefeld im Bereich des Musiktheaters einen überregionalen Ruf durch die Arbeiten von John Dew erlangen. Bruns etabliert zudem eine vierte Sparte, ein Kinder- und Jugendtheater, die allerdings

1994 aus Kostengründen eingestellt werden muss.

1978 Regisseur John Dew kommt zunächst als Gast nach Bielefeld und wird nach drei Jahren Oberspielleiter. 15 Jahre lang wird Dew gemeinsam mit dem Bühnenbildner Gottfried Pilz und dem Dramaturgen Alexander Gruber mit seinen Inszenierungen das Bielefelder Musiktheater prägen. In dieser Zeit werden zahlreiche Stücke verdrängter und vergessener Komponisten wieder auf die Bühne gebracht. Das Bielefelder Theater erwirbt sich dadurch einen überregionalen und internationalen Ruf. John Dew wechselt

1995 als Intendant nach Dortmund.

1979 Das Geschenk der Stadt an >ihr< Theater: Zum 75-jährigen Jubiläum des Stadttheaters wird die Fassade wieder in ihren ursprünglichen Zustand versetzt. Unter anderem fehlten die vier Obelisken vor dem Giebel und die Putten auf der Dach-Balustrade. Vor allem aber fehlte der Balkon des Stadttheaters, der auf vier Säulen steht und vom Foyer im 1. Rang aus begehbar ist.

1980 Rainer Koch folgt Georg-W. Schmöhe als Generalmusikdirektor.

1981 Im Mai ist das Stadttheater für eine kurze Zeit geschlossen: Es wird eine Orchesterhubbühne eingebaut. Damit wird beispielsweise bei Schauspielen der Orchestergraben per Knopfdruck geschlossen. Das Musiktheater weicht bis zum Ende der Theatersaison in die Rudolf-Oetker-Halle aus. Juli: Hiobsbotschaft während der Theaterferien: Die Stadt beschließt für die Spielzeit 1982/83 ein Nullwachstum am Theater. Die Tariferhöhungen sind jedoch für bestimmte Arbeitsgruppen bereits sicher, so dass das Theater dadurch rote Zahlen schreiben wird. Es droht eine Spartenschließung, die durch Einsparung von Stellen abgewendet wird.

1983 Die Sparmaßnahmen führen zur Entlassung von 12 künstlerischen Mitarbeitern. Auch die Schließung einer Sparte oder des Theater am Alten Markt wird erneut ernsthaft diskutiert.

1984 Von außen wird im Oktober das Theater am Alten Markt auf Glanz gebracht. Im >Inneren< des TAM bleibt jedoch alles beim Alten - das rächt sich. Der Kulissenfahrstuhl bleibt auf der Bühne stecken. Die Vorstellung muss ausfallen, weil man die Kulissen nicht aufbauen kann. Am nächsten Tag wird der Motor ausgebaut, der Aufzug per Hand nach unten gekurbelt, und die Kulissen für die Vorstellung am Abend werden mit Muskelkraft aufgebaut. Nachdem die Ersatzteile für den Kulissenfahrstuhl eingebaut sind, funktioniert er wieder.

1985 John Dew wird von der Fachzeitschrift »Opernwelt« mit der Auszeichnung »Regisseur des Jahres« bedacht.

1989 »Aladdin und die Wunderlampe« steht als Weihnachtsmärchen auf dem Spielplan. Am 24. November reißt während der Vorstellung ein Lastzug, ein Kulissenstück fällt auf die Bühne. Glücklicherweise ist niemand verletzt und die Vorstellung wird zu Ende gebracht, aber weitere müssen bis zur Reparatur ausfallen.

1991 Nach wiederholten Bühnenunfällen untersagt der Gemeinde-Unfallversicherungsverband (GUVV) im März die Benutzung des Kulissenfahrstuhls im TAM. Zunächst ist bis Ende des Monats jede Vorstellung abgesagt, dann kann bis auf eine Produktion nicht mehr im TAM gespielt werden. Zum Glück droht dem TAM nicht das "Aus". Es wird ein größerer Kulissenaufzug eingebaut, die Ladeluke vergrößert und bei dieser Gelegenheit auch der Bühnenboden erneuert. In der darauffolgenden Spielzeit wird im TAM wieder gespielt. Im Mai wird die Oper »Die Jüdin« von Jacques Fromental Halévy in der Inszenierung von John Dew und unter der musikalischen Leitung von Rainer Koch zu den Internationalen Maifestspielen in Wiesbaden eingeladen, eine große Auszeichnung für das Bielefelder Theater.

1993 Das Dürkopp-Gebäude in der Brunnenstraße kommt zum Theater hinzu. Ein Orchesterprobenraum, zwei Probebühnen (eine davon mit Drehbühne), Kulissen- und Requisitenlager, Werkstätten, Kostümfundus und die Schneiderei ziehen hier ein. Die Bielefelder Produktion »Der Schmied von Gent« von Schreker wird von den Kritikern der »Opernwelt« mehrfach als »die interessanteste Wiederentdeckung/Ausgrabung einer Oper« genannt.

1994 und 1995 Erneute Sparmaßnahmen erzwingen die weitere Reduzierung von Theaterpersonal, insgesamt werden 54 Stellen in allen Bereichen abgebaut. Eine Folge der Sparmaßnahmen ist, dass das TAM nur noch en suite bespielt werden kann – wenn man dasselbe Stück ununterbrochen spielt, spart man Umbauzeiten. Auch als Ausgleich dafür wird am 1. Oktober 1994 als kleinste Spielstätte des Bielefelder Theaters das »TAMoben« mit »Heute Abend: Lola Blau« mit Monika Mayer eröffnet. Der Keller des TAM wird nicht mehr als Kulissenlager genutzt. So eröffnet dort am 18. Juli 1995 Wernings Weinstube.

1998 Matthias Norquet (Rheinzeitung) schlägt das Bielefelder Theater als »Opernhaus des Jahres« vor.

1998/99 Heiner Bruns scheidet als Intendant aus, ebenso der Generalmusikdirektor Rainer Koch. Neue Intendantin wird Regula Gerber, die zuvor in Stuttgart das »Theater Rampe« gegründet hatte. Neuer Generalmusikdirektor der Bielefelder Philharmoniker wird Peter Kuhn, Ballettdirektor wird der Brite Philip Lansdale, Oberspielleiter des Musiktheaters Gregor Horres. Gerber setzt mit ihrem Spielplan Schwerpunkte auf eine kontinuierliche Arbeit am zeitgenössischen Musiktheater und Schauspiel, was sich in zahlreichen Ur- und Erstaufführungen äußert. Zudem etabliert sie im TAMoben die Autorenbühne|NeueSzene. Diese Spielstätte wird zum Zentrum der intensiven Zusammenarbeit mit Gegenwartsautoren wie Judith Hermann, Ralf Bönt, Marcus Braun, Andreas Laudert, Ulrich Zieger, Ror Wolf, Simon Werle und Werner Fritsch.

2000 Michael Heicks ist seit der Spielzeit 2000/2001 Schauspieldirektor in Bielefeld.

2001 Die Bielefelder Philharmoniker feiern im Mai ihr 100. Jubiläum, und auch die Thekos begehen ein Jubiläum: ihr 50-jähriges Bestehen. Zum ersten Mal findet in Bielefeld das NRW-Theatertreffen statt. Das 20. NRW-Theatertreffen im Juni zeigt neun Inszenierungen aus Essen, Moers, Bochum, Krefeld / Mönchengladbach, Dortmund, Mülheim, Düsseldorf, Neuss und Bonn im Stadttheater und im Theater am Alten Markt. Ende August: Jahrelang wurde die Technik des Stadttheaters nicht erneuert, jetzt stellt der GUVV »gravierende Mängel« bei der Bühnentechnik fest. So dürfen keine »offenen Verwandlungen« (Umbauten innerhalb einer Vorstellung bei offenem Vorhang) auf der Bühne stattfinden, der Schnürboden ist nur unter strengen Sicherheitsauflagen verwendbar. Für das Publikum besteht keine Gefahr, doch der Spielbetrieb ist gefährdet. Premieren müssen verschoben werden, Vorstellungen ausfallen. Schließlich wird das Nötigste repariert, um weiterhin - mit Abstrichen - bis zum Sanierungsbeginn im Stadttheater spielen zu können. Am 20. Dezember wird die Theaterstiftung Bielefeld gegründet. Deren Aufgabe ist es, das Stadttheater zu übernehmen und zu sanieren und es dann an das Theater zu verpachten. Von den Stadtwerken, der Sparkasse und der Stadt Bielefeld werden je 5 Millionen EUR in die Stiftung eingezahlt. Die Kosten der Sanierung sind auf 23 Millionen EUR begrenzt. Um den Kreditbedarf so gering wie möglich zu halten, wirbt die Theaterstiftung um Spenden und knüpft damit an das bürgerliche Engagement von vor 100 Jahren an.

2002 Mit der Sanierung und Umgestaltung des Stadttheaters wird im März das Münchner Architekturbüro Beneke - Daberto beauftragt, das den ausgeschriebenen Wettbewerb gewonnen hat. Vom 25. März bis zum 5. April ist das Stadttheater geschlossen. In dieser Zeit werden Reparaturen am Schnürboden vorgenommen, damit die Auflagen des GUVV erfüllt werden und das Stadttheater bis zur Sanierung, die im September 2004 beginnen wird, bespielbar bleibt.

2002/2003 Mit dieser Spielzeit nimmt der »Besucherring Bielefeld im Verein Besucherring Dr. Otto Kasten« seine Arbeit für das Theater Bielefeld auf. Der neue Besucherring baut ein differenziertes, jeweils lokal bezogenes Kontaktnetz auf, damit auch das regionale Publikum problemlos das Theater Bielefeld besuchen kann. Bei der Kritikerumfrage im Jahresheft der »Opernwelt 2003« wird das Theater Bielefeld von zwei Kritikern zum »Opernhaus des Jahres« vorgeschlagen, weil es »das einzige Opernhaus Deutschlands ist, in dem regelmäßig lebende Komponisten ein- und ausgehen, die dort noch in der dritten oder vierten Vorstellung ein hochmotiviertes Ensemble und ein aufgeschlossenes Publikum antreffen.« (Eleonore Büning von der »Frankfurter Allgemeine Zeitung«). Stephan Mösch von der »Opernwelt« nominiert: »Das Theater Bielefeld unter Regula Gerber für Einheit in der Vielfalt (und umgekehrt)«.

Februar 2004 Regula Gerber wird zur Generalintendantin des Nationaltheaters Mannheim gewählt. Sie tritt ihr neues Amt zur Spielzeit 2005/2006 an.

Am 03. April 2004 feiert das Stadttheater seinen 100. Geburtstag. Im Rahmen des dreiteiligen Festprogramms findet am selben Tag die Ballettpremiere von Philip Lansdales »Der Tod in Venedig« nach Thomas Mann statt. Zudem lädt im TAM das Schauspiel mit einem Programm zu »100 Jahre Stadttheater« ein. Am 1. Mai wird mit einem Festakt vor der Premiere von Richard Wagners »Die Meistersinger von Nürnberg« das Jubiläum begangen.

Die Theatersaison 2003/2004 klingt mit einem Abschlussfest aus, die Lichter des Stadttheaters werden für die nächsten zwei Jahre gelöscht, die Pforten werden sich nach der Sanierung im Jahre 2006 wieder für das Bielefelder Publikum öffnen, wenn das Stadttheater in neuem Glanz erstrahlt. Während dieser Zeit bespielt das Theater Bielefeld neben dem Theater am Alten Markt die Rudolf-Oetker-Halle und das Theaterlabor. Von diesen Spielstätten inspiriert bietet das Theater Bielefeld in der zweijährigen Umbauphase ein auf die jeweilige Spielstätte ausgerichtetes Programm an. Zum 100-jährigen Jubiläum ist die Festschrift 100 Jahre Theater Bielefeld erschienen, die zum Preis von 15 € an der Theaterkasse oder über info[at]theater-bielefeld.de zu beziehen ist. Gebunden ist die Ausgabe auch im Buchhandel zum Preis von 26,50 € erhältlich.

Juli 2004 Michael Heicks, der Schauspieldirektor des Theater Bielefeld, wird einstimmig zum neuen Intendanten gewählt. Er tritt sein Amt bereits zum 1. Januar 2005 an, da Regula Gerber vorzeitig aus ihrem Vertrag ausscheidet.

2005/2006 Mit einem großen Theaterfest im Theater am Alten Markt und auf dem Alten Markt eröffnet Michael Heicks die erste Spielzeit seiner Intendanz. Unter Heicks wird das Tanztheater erneuert, die künstlerische Leitung haben Gregor Zöllig und Christine Biedermann. Zudem belebt Heicks mit Unterstützung der Theater- und Konzertfreunde das Jugendtheater und initiiert die Reihe TAM ZWEIJUNG. Damit wendet sich das Theater Bielefeld mit Stücken junger Autoren wie Andri Beyeler und Anja Hilling an eine junges und jugendliches Publikum.

Die Spielzeit 2006/2007 des Theater Bielefeld unter der Intendanz von Michael Heicks steht mit ihrem Motto NEUZEIT ganz im Zeichen der Wiedereröffnung des sanierten Stadttheaters.

15./16. September 2006 Wiedereröffnung des Stadttheaters. Nach mehr als zweijähriger Sanierungszeit wird das Bielefelder Stadttheater mit einem Festakt und einem großen Theaterfest wieder eröffnet.

Am Samstag, den 16. September strömten bis tief in die Nacht mehr als 25.000 Menschen beim Theaterfest in das renovierte Stadttheater und konnten hinter die Kulissen schauen. Die Gäste erlebten ein Programm mit über 50 Einzeldarbietungen, gestaltet von 150 Schauspielern, Sängern, Musikern, Tänzern und den weiteren Mitarbeitern des Theater Bielefeld.

19. September 2006 Mit Der Hochzeit des Figaro von Wolfgang Amadeus Mozart in der Inszenierung von Nicholas Broadhurst, dem neuen Oberspielleiter des Musiktheaters, erlebten die Theaterbesucher die erste festliche Premiere im wiedereröffneten Stadttheater. 

Quelle: Internetpräsenz des Theater Bielefeld