Die Dame des Hauses

Diese Seite ist meiner Katze gewidmet. Sie hat es verdient.

Minki ist vor neun Jahren in einer Mülltonne gefunden worden. Damals war sie ein ca. sechs Wochen altes Baby, welches ich eingeladen habe, mit mir zu wohnen. Heute wohne ich wohl eher mit ihr ...

Da ich von Zuhause gewohnt war, mit Katzen zu leben, war es keine Umstellung, plötzlich eine eigene Katze zu haben. Es ist faszinierend mitzuerleben, wie so ein Wollknäul aufwächst. Sie bekam auch mal eine Tracht Prügel, weil sie als kleines Kätzchen immer meine Gardinen zum Klettern bevorzugt hatte. In dem Moment hatten mir die Schläge selber weh getan, jedoch hatten sie die Wirkung, daß diese Spielerei aufhörte.

Ansonsten gibt es sehr wenige Einschränkungen für sie. Sie frißt, tobt, spielt und schmust. Minki ist die Schmusekatze schlechthin ... Am wohlsten fühlt sie sich in meinem Arm. Wenn ich auf dem Sofa liege um fernzusehen, kommt sie immer gleich an und legt sich wie ein kleines Kind in meinen Arm. Dabei streckt sie immer ihre Kammeradschaftstatze aus und legt sie auf meine Schulter. Die andere Pfote legt sie auf die andere Seite um meinen Hals, als wolle sie mich umarmen ... Wenn sie könnte, würde sie mit ihrem Schnurren in der Lautstärke noch den Fernseher übertönen. Sie braucht einfach diese Körpernähe und mir gibt sie damit ein wohliges, beruhigendes Gefühl.

Minki hatte von Anfang an ihre ganz persönlichen Besonderheiten. Ich kann mich an den Abend erinnern, an dem sie das erste Mal in meine Wohnung kam. Ich hielt es für völlig überflüssig, ihr ein Zimmer nach dem anderen zu zeigen ... Alle Türen blieben auf. Sollte sie doch da schauen, wo sie gerade wollte. Ich saß auf meinem Bett, vor dem ein großer Spiegeltürenkleiderschrank stand. Ganz aufgeregt lief dieses kleine Würmchen zwischen Kleiderschrank und Bett hin und her. Sie kam zu mir zum Schmusen, musste aber im nächsten Augenblick wieder zum Schrank laufen, schauen, ob dort im Spiegel eine Katze stand ...

Abends konnte sie noch so müde sein und auch schon schlafen, aber sobald ich ins Bett ging, kam sie selbstverständlich hinterher. Aber nein, nicht zum Weiterschlafen ... dann bekam sie erstmal ihre Spielphase und durchwühlte alles, was ihr in dem Moment interessant vorkam. Am liebsten spielte sie "Wegschmeissen". Dazu kam sie immer auf mein Bett gesprungen und ich mußte sie in eine Hand nehmen und auf das nebenstehende, leere Bett (Doppelbett) werfen. Das hat sie so genossen, daß sie immer wieder ankam und sich erneut werfen ließ ...

Eine ganz besondere Eigenschaft hat sie auch heute noch ... Wenn wir abends im Bett liegen, legt sie sich immer! mit ins Bett, ganz nach oben, halb auf das Kopfkissen neben meinen Kopf und schmust und läßt sich streicheln. Dabei liegt sie in meinem Arm wie ein kleines Kind. Es erscheint mir, als würde sie über mich wachen ... bis ich eingeschlafen bin. Erst dann rollt sie sich weiter unten auf der Bettdecke zusammen und schläft selber ein.

Wenn es Fressen gibt, ist sie immer so ungeduldig, daß sie sofort mit auf den Küchenschrank springt und zuschaut, ob ich das Futter auch richtig in ihrem Schälchen verteile. Ganz aufgeregt springt sie dann vom Schrank und dackelt zu ihrem Freßplatz. Ich bin nicht dieser Katzenpapa, der seinem Haustier nur zu einer bestimmten Uhrzeit das Näpfchen füllt. Minki hat immer etwas zu fressen, kann also zu jeder Zeit, wenn ihr Magen knurrt, eine Mahlzeit nehmen.

Auffallend war, daß sie sich als Baby nie geputzt hatte. Na ja, von wem sollte sie es auch lernen? So viele Katzen waren ja damals wohl nicht in der Mülltonne - hoffe ich ...

Minki war eine stete Begleiterin bei Fahrten in meine Heimat und lernte dort unseren Kater kennen, der zu der Zeit schon älter als sie war. Mittlerweile ist er leider schon im Katzenhimmel. Struwe, so war sein Name, hat sich dann immer um Minki gekümmert, mit ihr gespielt und Minki hat sich von ihm das Putzen abgeschaut. Es war zum Quieken, daß Minki immer hinter Struwe hergedackelt ist, wenn er zu seinem Freßplatz im Badezimmer ging. Sie setzte sich dann auf den Toilettendeckel und schaute Struwe beim Fressen zu.

Minki ist immer ganz Dame. Ihr Gesichtsausdruck, ihre Bewegungen und ihre Art, auch mir zum Beispiel etwas mitteilen zu wollen, sind sehr zurückhaltend, aber dennoch bestimmt.

Wenn ich für ihr Gefühl mal zu lange vor dem PC saß, legte sie sich demonstrativ auf meinen Schreibtischstuhl. Bis ich ihr letzten Sommer einen Balkonstuhl neben meinen Schreibtisch gestellt habe. Eigentlich sollte dieser nur vorübergehend im Wohnzimmer stehen, aber mittlerweile wage ich es gar nicht mehr, ihn zu entfernen. Er ist zu Minkis Stammplatz geworden. Nun hat sie sogar einen eigenen Stuhl ... Sollte sie dennoch Sehnsucht nach Schmuserei haben, kommt sie einfach mitten auf meinen Schreibtisch und legt sich lang. Dann versuche ich, meine Schreibereien mit Schmusereien zu koordinieren. Meistens gewinnt jedoch Minki und ich kümmere mich ausgiebig um ihr Wohlbefinden ...

Der Gedanke an das, was einmal kommen wird, zerreißt mich beinahe. Die Liebe zwischen Tier und Mensch ist eine ganz besondere. Die Liebe zwischen Minki und mir ist noch viel besonderer ... smile. Sie ist so intensiv und verbindend, daß es Außenstehenden schon beinahe unheimlich vorkommen mag ...

Ernstere gesundheitliche Probleme gab es drei Mal:

Als sie ein kleines Mädchen war, fiel mir auf, daß sie beim Toben und Spielen recht kurzatmig war. Die Tierärztin stellte eine Nasennebenhölenvereiterung fest. Mit einem kleinen Eingriff gehörte diese Kurzatmigkeit der Vergangenheit an.

In der zweiten ernsten Geschichte spielte ein kleines Wollknäuel eine Rolle, welches Minki geschluckt hatte. Ich kam in meine Wohnung und konnte sie nirgendwo entdecken. Nach einer Weile habe ich sie in ihrer Toilette liegend gefunden. Aus ihrem Mäulchen hing ein langes Ende vom Bindfaden. Den Ernst der Lage erkennend bin ich mit ihr nachts sofort zum Tiernotarzt gedüst und wir versuchten ohne Erfolg das Knäuel herauszuziehen. Mit dem Rat, ihr Fette oder Milch zu geben, damit Minki mit einem “flotten Otto” den Fremdkoerper ausscheidet, bin ich mit ihr wieder nach Hause gefahren. Bis zum nächsten Morgen war aber nichts passiert. Darauf bin ich mit ihr zu meiner schon bekannten Tierärztin gefahrern und sie hatte Minki dann eine Woche bei sich behalten. Nach einem kleinen Eingriff ging es ihr wieder gut.

Die schlimmste Geschichte spielt sich seit Mai 2002 ab. Minki hat Krebs und obwohl der Knoten von mir in einer für die Tierärztin als ungewöhnlich früh empfundenen Phase entdeckt wurde und die Operation auch umgehend erfolgte, mußten wir feststellen, daß das Miststück schon gestreut hat. Mittlerweile hat Minki die zweite Operation hinter sich, in der auch eine Säugeleiste entfernt wurde. Die dritte Operation mit der Entfernung der zweiten Säugeleiste steht Minki noch bevor. Gut, dass sie davon nichts weiß oder ahnt ...

Das grenzenlose Vertrauen, das ein Haustier seinem Herrchen / Frauchen entgegen bringt, ist phänomenal. Es gibt einem ein wirklich gutes Gefühl.

Ich wünsche jedem Menschen, wenigstens einmal in seinem Leben eine Beziehung zu irgend einem Haustier aufzubauen. Diese Intensität und besondere Liebe unterscheidet sich von der Liebe zwischen Menschen.

Es ist eine völlig andere Liebe ...

 

T r a u e r

Am 23. März 2004 um 17:20 Uhr ist Minki eingeschlafen ...

Sie war eine liebe, treue Freundin.

Ich vermisse sie ... sie bleibt in meinem Herzen ...

... denn niemals geht man so ganz ...

(Trude Herr)