Der Kotten und seine Bewohner

Ein Kotten, auch Kote oder Heuerlingshaus ist die Bezeichnung eines einzelnen Wohnhauses in oder abseits der dörflichen Gemeinschaft. In der Regel ist es ein einfaches Haus. 

Das Wort „Kotten" bedeutet ursprünglich ein von einem Hofe (Brink) oder aus der Mark geschnittenes Landstück. So spricht man von einem Markkötter und einem Brinkkötter. 

Kotten sind meist kleinere Wohnhäuser der nichtbäuerlichen Landbevölkerung. Der Name Kotten ist abgeleitet vom mittelniederdeutschen Kote oder Kate und findet sich auch heute im englischen Sprachgebrauch als cottage wieder. Ein Kotten wird auch Heuerlingshaus genannt (heuern = pachten) oder sie wurden als Altenteil gebaut, in dem dann die abtretenden Bauern der jeweiligen Hofstellen wohnten.

Im Allgemeinen wurden Kötterstellen von größeren und mittleren Bauern eingerichtet, um sichere Arbeitskräfte und zusätzliche Verdienste zu erlangen. Haus und ein wenig Garten- und Ackerland wurden für einen bestimmten Zeitraum gegen Geld oder Naturalleistungen sowie Arbeitsleistung verpachtet (verheuert). Da das wenige Land für eine unabhängige Bewirtschaftung nicht ausreichte, mußte der Kötter entweder auf dem Hofe des Verpächters im Tagelohn arbeiten oder er betrieb ein Nebengewerbe.

Als Nebengewerbe waren die Flachs- und Hanfverarbeitung bis zur Garnspinnerei, sowie das Besenbinden und das Binden von Buschken für die Backöfen oder Holzschuhmacher  weit verbreitet. Andere Gewerbe wurden jedoch nicht zugelassen. In allen Fällen waren auch Frau und Kinder des Heuerlings gezwungen, mitzuhelfen. 

Kotten/Katen sind im Spätmittelalter und in der frühen Neuzeit in Fachwerkbauweise wie ein Niedersachsenhaus gebaut (Zweiständerhaus), haben aber weniger Ständer, sind also kürzer - auch das ein Hinweis auf den eingeschränkten Nutzwert als vollwertiger landwirtschaftlicher Betrieb. In der Regel reicht die Deele von Giebel zu Giebel, der hintere Wohnteil entfällt also. Im norddeutschen Raum wandelte sich im 19. Jahrhundert die Bauweise von der Fachwerk- zur Ziegelkate.

Zur Kotten/Kate gehörte in der Regel kein Scheunen- oder Stallgebäude. Kotten/Katen sind zumeist einstöckig, der Giebelraum wurde als Stroh- und Nahrungsmittellager genutzt. Tiere wurden unter der Niederung einer verlängerten Dachseite untergebracht. In Regionen mit kalten Wintern gab es keine Abgrenzung zwischen Wohn- und Tierbereich, um von der Tierwärme mit profitieren zu können.

Im ausgehenden Mittelalter tauchen die Heuerlinge (auch Kötter, von Kotten = Heuerlingshaus) oder auch Heuerleute als neue soziale Schicht auf.

Die Hof- bzw. Herdbesitzer sicherten sich durch Abtreten einer kleinen Heuerstelle, die aus Haus, Garten und etwas Ackerland bestand, bodenständige Arbeiter. Durch Mitarbeit auf dem Hof des Bauern verdiente sich der Heuerling seine Heuer (Pacht), zusätzlich Korn, Heu und auch die Spannhilfe des Bauern. Die Betriebsfläche der Heuerstellen lag typischerweise in Form von Kämpen um den Hof. Wiesen besaß der Heuerling nur in den seltensten Fällen. Auch auf die Gemeinheit hatte er keinen Rechtsanspruch; doch da diese ihm zur Existenz unentbehrlich war, wurde ihm gegen geringes Entgelt der Auftrieb einiger Kühe gestattet.

Da das eigene Anwesen in vielen Fällen die vielköpfige Familie nicht ernähren konnte und der Handwerkerstand unter Zunftgesetz stand, das nur die Aufnahme eines geringen Prozentsatzes vorsah, verdingten sich vor allem in Westfalen, dem Oldenburger Münsterland, dem Emsland und dem Unterwesergebiet und Ostfriesland viele männliche Familienmitglieder als Saisonarbeiter in Holland (Hollandgänger).

Heuerlinge waren keine vollberechtigten Mitglieder der Bauernschaft. Sie besaßen kein Stimmrecht, brauchten keine Kirchenbeiträge zu bezahlen, mussten aber für das Totengeläut eine Gebühr entrichten.

Mit dem Beginn der Weimarer Republik schlossen sich die nordwestdeutschen Heuerleute in Interessenorganisationen zusammen. Für den Osnabrücker Raum entstand der Nordwestdeutsche Heuerlingsverband unter Leitung des späteren SPD-Reichstagsabgeordneten Wilhelm Helling, im Emsland/Grafschaft Bentheim und Teile des Landkreises Bersenbrück der Verein Christlicher Heuerleute, später Verband Christlicher Heuerleute, Kleinbauern und Pächter unter dem späteren Provinziallandtagsabgeordneten Heinrich Kuhr (Zentrum), in Südoldenburg der Verband Landwirtschaftlicher Kleinbetriebe.

Das Heuerlingswesen bestand bis in die 1950er Jahre.

Eine besondere Form des Kottens war die Leibzucht bzw. das kleine Auszugshaus, also das Altenteil, in das die aus dem Erwerbsleben ausscheidenden Eltern einzogen um für die jüngere Generation Platz auf dem Hof zu machen.