Halle/Westfalen

Historische Stadtansichten

Moderne Stadtansichten

Halle (Westfalen) (amtlich: Halle (Westf.)) ist eine Stadt in Nordrhein-Westfalen und liegt etwa 15 km westlich von Bielefeld im Norden des Kreises Gütersloh in Ostwestfalen-Lippe. Das Stadtgebiet erstreckt sich im Nordosten in den Teutoburger Wald und im Südwesten bis in die Emssandebene. 1246 erstmals genannt, gehörte der 1719 zur Stadt erhobene Ort mehrere Jahrhunderte zur Grafschaft Ravensberg und war zwischen 1816 und 1972 Kreisstadt des Kreises Halle. Neben einer Vielzahl von mittelständischen Unternehmen sind in Halle mit August Storck und Gerry Weber zwei international bekannte Großunternehmen ansässig. Halle ist aufgrund der zahlreichen Linden im Stadtgebiet auch als „Lindenstadt“ bekannt.

Über den Namen Halle und die Entstehung des Ortes scheinen keine Urkunden zu existieren. Die weitest verbreitete, jedoch nicht belegbare Erklärung ist, dass er von „hale“ abgeleitet wird. Wissenschaftliche Stellungnahmen zum Ursprung des Namens von Halle (Saale) können für Halle (Westf.) analog gelten. Vor allem in regionalkundlicher Literatur und der des 19. und frühen 20. Jahrhunderts wird die Toponomastik des Wortes „Halle“ am Begriff des Salzes festgemacht. Die Literatur vertritt dabei die Ansicht, dass -hal bzw. halla für germanisch „Salz“ stehen. Der Leipziger Professor für Onomastik Jürgen Udolph zweifelt an dieser Darstellung. Nach seiner Aussage enthält der Wortstamm des Begriffes „Salz“ in allen Sprachen, die bisher als Erklärungsversuche bemüht wurden, den Buchstaben „S“ und kommen damit für die oft vertretene Lesart nicht in Frage. Udolph glaubt, dass germanische Namen mit hal sich auf einen älteren indogermanischen Wortstamm mit der Bedeutung -Schräge, -Abhang oder -neigen zurückführen lassen. Diese und ähnliche Thesen wurde bereits von August Friedrich Pott im 19. Jahrhundert vertreten. Es gibt einen Zusammenhang zwischen dieser Deutung und der geographischen Lage der Stadt, der mit dem Gefälle des Stadtgebietes vom Kamm des Teutoburger Walds ausgehend zu begründen ist.

Geschichte 
Mittelalter

Halle liegt im Ravensberger Land und gehörte über Jahrhunderte zum Amt Ravensberg in der gleichnamigen Grafschaft, deren Name von der im benachbarten Borgholzhausen gelegenen Burg Ravensberg abgeleitet ist.

Im Jahre 1246 tauschte Bischof Engelbert von Osnabrück mit dem Kloster Iburg die am Südrand seines Bistums gelegene Kirche „tor Halle“ mit allen Rechten und Zubehör gegen die Kirche in Rheda mit allen damit verbundenen Rechten und Einkünften. In diesem Schriftstück vom 9. Mai 1246, das den Kirchentausch besiegelt, wird Halle erstmals erwähnt. Älter als das „tor Halle“ sind die beiden Dörfer Oldendorf und Gartnisch, die heute mit Halle zusammen einen zusammenhängenden Siedlungskern bilden. Sie werden bereits Ende des 11. Jahrhunderts urkundlich erwähnt.

Frühe Neuzeit

Das Ravensberger Urbar, vollendet 1556, verzeichnet für die Jahre zwischen 1491 und 1541 für Halle 49 Namen, davon 26 freie Bürger und 23 Eigenhörige des Landesherren bzw. der adeligen Gutsherren in Steinhausen und Tatenhausen. Für das 16. Jahrhundert wird die Einwohnerschaft auf 350 Menschen geschätzt. In der ersten Hälfte dieses Jahrhunderts setzte sich die Reformation in Ravensberg und in Halle nach und nach durch. Lediglich einige Adelsgeschlechter blieben beim bisherigen katholischen Glauben, darunter die Herren des Schlosses Tatenhausen, in deren Herrschaftsbereich weiterhin die katholische Gemeinde Stockkämpen existierte und noch bis heute besteht. Ende des 16. Jahrhunderts erhielt Halle eine Leinenlegge, diese bestand bis ins 19. Jahrhundert.

Im Jahr 1505 erlaubte Herzog Wilhelm IV. von Jülich-Berg seinem Stadthalter Graf Philipp II. von Waldeck unter anderem im Amt Ravensberg Bergwerke zu errichten. Diese Erlaubnis führte zu einem etwa vierhundertjährigen Kohle- und Erzbergbau in der Gemeinde. Die erste Grube befand sich vermutlich im heutigen Grenzgebiet zwischen Halle und Werther. Im der Mitte des 17. Jahrhunderts wurde auch in Eggeberg (beim Hof Düfelsiek) nach Kohle geschürft. Man suchte auf dem Kamm des Teutoburger Waldes nach oberflächennahen Erzen. Holz zum Ausbau der Gruben war im Teutoburger Wald reichlich vorhanden. Zur Mitte des 18. Jahrhunderts rentierte sich der Kohleabbau wegen der hohen Holzpreise und der Probleme, billigere Kohle zu importieren. Zur Zeit des Bergbaubooms im 19. Jahrhundert gab es in und um Halle 23 Grabungen nach Kohle und 24 nach oberflächennahem Eisenerz. Die Grabungen wurden 1883 geschlossen, da durch die zunehmende Bedeutung der Stammstrecke der Köln-Mindener Eisenbahn-Gesellschaft Kohle preiswerter aus dem Ruhrgebiet geliefert werden konnte. 1923 wurde wegen der Besetzung des Ruhrgebiets durch französische Truppen ein Stollen kurzzeitig wieder in Betrieb genommen.

Moderne

Am 17. April 1719 wurden Halle vom preußischen König Friedrich Wilhelm I. Stadtrechte zugesprochen. Infolge der preußischen Niederlage gegen Napoleon kam die Stadt von 1807 bis 1813 unter französische Herrschaft. Zunächst gehörte Halle zum Distrikt Bielefeld im Departements der Weser des Königreichs Westphalen. Zwischen 1811 und 1813 war Halle sogar geteilt, durch die Stadt verlief zum Beispiel entlang des Haller Laibachs die Grenze zwischen dem Kaiserreich Frankreich und dem Königreich Westphalen. Während der östliche Teil weiterhin zum verkleinerten Distrikt Bielefeld, nunmehr im Departement der Fulda im Königreich Westphalen gehörte, wurde der westliche Teil dem Distrikt Minden im Departement der Oberen Ems angegliedert, der bereits seit 1810 dem Kaiserreich Frankreich angehörte. In der gesamten Franzosenzeit litt die Bevölkerung unter den drückenden Lasten, die die Finanzierung der napoleonischen Kriege mit sich brachte.

1813 übernahm Preußen wieder die Verwaltung. Halle wurde zunächst zwischen 1813 und 1816 dem provisorischen Zivilgouvernement zwischen Weser und Rhein zugeordnet, kam dann 1816 zum Regierungsbezirk Minden der Provinz Westfalen und wurde schließlich Hauptstadt eines eigenen Kreises, der bis zum 31. Dezember 1972 aus den heutigen Städten und Gemeinden Halle, Werther, Steinhagen, Borgholzhausen und Versmold bestand und seither auch heute noch im täglichen Sprachgebrauch als Altkreis bezeichnet wird.

Bis ins 19. Jahrhundert hinein blieb Halle landwirtschaftlich geprägt, es wurde Getreide, Flachs oder Hanf angebaut und Viehwirtschaft betrieben. Die Verkehrslage von Halle an mehreren überregionalen Verbindungswegen war nicht ungünstig, allerdings gab es bis 1844 keine gepflasterten Straßen und die Stadt stand stets im Schatten von Bielefeld. Erst 1844 wurde eine befestigte Straße nach Brackwede und damit eine moderne Anbindung an Bielefeld fertiggestellt. Es folgten 1864 die Straße nach Werther, 1874 die Verbindung nach Hörste, 1881 nach Brockhagen und erst 1889 nach Theenhausen. Seit Mitte des 19. Jahrhunderts veränderte die Stadt jedoch mit der einsetzenden Industrialisierung ihr Bild und gewann an wirtschaftlicher Bedeutung. Dabei spielte insbesondere die Anbindung an die Bahnstrecke Haller Willem von Bielefeld nach Osnabrück seit 1886 eine große Rolle. In der Folge entstanden eine Branntweinbrennerei und mehrere Fleischwarenfabriken und holzverarbeitende Betriebe.

1876 wurde das Haller Krankenhaus erbaut. Der Bau wurde wesentlich aus Vermächtnissen und Spenden finanziert. In den Jahren 1927 und 1944 wurde der Bau erweitert und musste 1960 einem Neubau weichen.

Nationalsozialismus und Zweiter Weltkrieg

Die Zeit des Nationalsozialismus brachte auch für Halle grundlegende Veränderungen mit sich. Ab März 1933 war die NSDAP tonangebend im Haller Rathaus. Danach bauten die Nazis ihre Macht unverzüglich aus und setzten elementare Grundrechte außer Kraft. Im Rahmen der sogenannten Gleichschaltung wurden die anderen politischen Parteien, Gewerkschaften und viele Vereine verboten und die meisten Führungspositionen in Politik, Verwaltung und im gesamten öffentlichen Leben von der NSDAP besetzt. Wer sich nicht in die Volksgemeinschaft einfügte, wurde verfolgt und eingesperrt.

Im Juni 1936 wurde in Halle der Kreisparteitag der NSDAP abgehalten. Während der Novemberpogrome 1938 setzten Nationalsozialisten am 10. November ein in jüdischem Besitz befindliches Haus im nahegelegenen Brockhagen in Brand. In Halle begannen im Dezember 1941 Deportationen von Juden in die Vernichtungslager und bis Kriegsende wurden 19 jüdische Bürger aus Halle und Werther ermordet. Einer Frau gelang am Bahnhof Bielefeld während des Transportes die Flucht und sie überlebte den Holocaust. In Künsebeck wurde während des Krieges eine Waffenfabrik der Firma Dürkopp mit über 2.000 Arbeitsplätzen errichtet. Im Jahr 1942 wurden in Halle 639 Zwangsarbeiter eingesetzt. 1943 gab es bereits 21 Gemeinschaftslager für ausländische Arbeitskräfte. Für den 11. April 1944 ist eine Zahl von 1.460 Kriegsgefangenen auf Haller Gebiet bekannt. Halle blieb vom Luftkrieg weitestgehend verschont. Kurz vor Ende des Krieges stürzte ein britisches Kriegsflugzeug auf dem Berg Knüll ab. Der Krieg endete in Halle am 2. April 1945 mit dem Einmarsch amerikanischer Truppen. Die Befehlsgewalt ging auf die britische Militärregierung über und alle bisherigen Ratsherren wurden aus ihrem Amt entlassen.

Nachkriegszeit und Gegenwart

Kurz nach Ende des Krieges musste Halle eine große Anzahl von Flüchtlingen und Vertriebenen vorwiegend aus dem Osten aufnehmen. In der Folge kam es zu Versorgungs- und Integrationsproblemen sowie zu demografischen Verschiebungen. Im Herbst 1945 war die Stadt kurzzeitig auf annähernd 44.000 Einwohner angewachsen, diese Zahl reduzierte sich bis 1950 jedoch wieder auf rund 14.000. Trotzdem war es dringend notwendig, neuen Wohnraum zu schaffen. So entstanden vornehmlich in den 1950er Jahren am Rand des bisherigen Ortskerns neue Wohngebiete. 1963 wurde das bisherige Bahnhofsgebäude in Halle durch einen Neubau ersetzt. Da die Bahnstrecke zwischen Dissen-Bad Rothenfelde und Brackwede ein dezentrales Projekt der Weltausstellung Expo 2000 in Hannover war, wurde der Bahnhof 1999 mit Mitteln dieses Projektes renoviert.

1959 wurde vom Kreistag des Kreises Halle der Bau eines Gymnasiums für die Schüler des Kreises beschlossen und mit den Planungen begonnen. Baubeginn des Komplexes war im Jahr 1961 und 1967 konnte er bezogen werden. Ebenfalls 1967 wurde der Bau der Realschule Halle an der Kättkenstraße fertiggestellt. Bereits vier Jahre später wurde jedoch der Neubau des Schulzentrums Masch beschlossen, das im Mai 1981 eingeweiht wurde. Die Gebäude an der Kättkenstraße beherbergen seitdem das Berufskolleg Halle.

1973, nach 157 Jahren, verlor Halle durch die nordrhein-westfälische Gebietsreform seine Stellung als Kreisstadt, als die Kreise Halle und Wiedenbrück zum neuen Kreis Gütersloh zusammengeschlossen wurden. Das Gerry-Weber-Stadion wurde im Jahr 1991 seiner Bestimmung übergeben.

Die evangelische St. Johanniskirche liegt inmitten des baumbestandenen, von Fachwerkbauten gesäumten Kirchplatzes. Der ursprünglich einschiffige Gewölbebau aus der Mitte des 13. Jahrhunderts mit quadratischem Chor und Westturm wurde im 15. Jahrhundert um das südliche Seitenschiff ergänzt. Der nördliche Anbau stammt von 1886. Im Inneren blieben Reste der Barockausstattung erhalten, darunter die Kanzel aus Sandstein von 1716, sowie auch der frühgotischen Ausmalung, wie Dekorationen mit Lilienmotiven. Im nördlichen Seitenschiff findet sich eine Emporenbrüstung von 1661. Im Jahr 1992 erhielt die Kirche eine neue Orgel. Bis 1828 war der Kirchplatz der wichtigste Haller Friedhof.

Bis heute blieb im Ortskern eine größere Zahl von Fachwerkbauten erhalten. Die Kirchringbebauung, „Haller Herz“ genannt, ist von einer eindrucksvollen Geschlossenheit, für die es in der weiteren Umgebung nur noch wenige Vergleichsbeispiele gibt (vgl. Delbrück, Gütersloh). Der älteste Bau ist Kirchplatz Nr. 3, der dendrochronologisch auf das Jahr 1512 datiert wurde. Kirchplatz Nr. 11 verfügt über eine mit Fächerrosetten beschnitzte Fassade, die nach dem Abbruch des ursprünglichen Gebäudes einem Neubau vorgeblendet wurde. In der nahegelegenen Bahnhofstraße befinden sich weitere ansehnliche Fachwerkbauten. Besonders stattlich ist das Haus Nr. 10 aus dem 17. Jahrhundert mit straßenseitiger Utlucht.

Das Kiskerhaus, heute Volkshochschule, ist das Stammhaus der Kisker-Brennereien und besteht aus einem älteren Kernbau von 1692, der 1712 erweitert wurde. Es diente als Wohnhaus und Kontor. Zum Gebäudekomplex auf dem gleichen Gelände gehören weiterhin das Schinkenhaus, ein verputztes Massivhaus mit Mansarddach, bei dem der Nordwestgiebel in Fachwerk ausgeführt ist, die Destille, die zu Anfang des 19. Jahrhunderts errichtet wurde und in der heute noch die alte Destillieranlage im Keller zu sehen ist, sowie die Remise, die um 1880 erbaut wurde und als Lager und Werkstattschuppen diente.

Die katholische Herz-Jesu-Kirche wurde am 14. November 1909 eingeweiht. Ihr Bau war von Gräfin Julia Korff-Schmising-Kerßenbrock gestiftet worden.

Vor dem Altbau des Amtsgerichtes Halle (Westf.) findet sich ein Kriegerdenkmal, das 1898 errichtet wurde. Seine Inschrift lautet: Ihren in den siegreichen Feldzügen 1866 und 1870/71 gefallenen Soehnen in Darkbarkeit; Die Kirchengemeinde Halle i./W. 1898.

Auf dem Ronchin-Platz befindet sich das Denkmal Haller Willem. Es erinnert an Wilhelm Stukemeyer, den letzten Pferdefuhrmann, der zwischen Halle und Bielefeld mit seinen Pferden Menschen und Güter transportierte, bevor 1886 die Bahnstrecke eröffnet wurde. Diese Bahnstrecke trägt Stukemeyer zur Ehren ebenfalls den Namen Haller Willem.

Halle gliedert sich in zehn Ortsteile, von denen neben der Kernstadt Halle nur das industriell-vorstädtisch geprägte Künsebeck, sowie die dörflich-ländlichen Stadtteile Bokel, Hesseln, Hörste und Kölkebeck geschlossene Ortsgebiete sind.

Quelle Text: Wikipedia

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Quelle dieser Gallerie: Bilder 1,9,10,13 Wikipedia. Rest: © www.opern-freund.de