Heidi Kabel

Heidi Kabel, verehelichte Mahler (* 27. August 1914 in Hamburg; eigentlich Heidi Bertha Auguste Kabel) ist eine der bekanntesten deutschen Volksschauspielerinnen.

Heidi Kabel wurde im Haus in den Großen Bleichen Nr. 30 in Hamburg, direkt gegenüber dem Gebäude des heutigen Ohnsorg-Theaters geboren. Ihr Vater war Druckereibesitzer, sein Betrieb "Kabel Druck" existiert bis heute, sein Kabel-Verlag ebenfalls. Ihre Mutter war Hausfrau. Eigentlich sollte sie Konzertpianistin werden, hatte aber nicht genug Talent. 1932 begleitete sie eine Freundin zum Vorsprechen in der "Niederdeutschen Bühne Hamburg", dem heutigen Ohnsorg-Theater, einem Theater, das Stücke in plattdeutscher Sprache aufführt. Dabei wurde sie entdeckt und erhielt von Theatergründer Richard Ohnsorg ihr erstes Engagement in dem Stück RALVES CARSTENS. Sie nahm Schauspielunterricht und blieb über 66 Jahre auf der Bühne. Heidi Kabel schrieb mit ihren unvergesslichen Bühnencharakteren Theatergeschichte und ist bis zum heutigen Tage die erfolgreichste und populärste Volkschauspielerin der Gegenwart. Ihre Schauspielkarriere umfasst insgesamt 75 Jahre.

Neben zahlreichen Auszeichnungen, welche sie im Laufe ihrer Theater- und Filmkarriere erhalten hat, lehnte sie jedoch einen ihr zugedachten Bundesverdienstorden ganz nach hanseatischer Tradition ab.

1937 heiratete sie ihren Kollegen Hans Mahler (1900-1970). Dieser wurde 1947 Leiter des Ohnsorg-Theaters und hatte großen Einfluss auf die Rollen Heidi Kabels. Heidi Kabel erreichte seit 1954 durch die TV-Übertragungen der für das Fernsehen meist missingschen Theateraufführungen aus dem Hamburger Ohnsorg-Theater große Bekanntheit im deutschsprachigen Raum.

Am Silvesterabend 1998 nahm die mittlerweile 84-jährige Heidi Kabel mit einer Aufführung des Stückes MEIN EHRLICHER TAG im Hamburger Kongreßzentrum CCH Abschied von der Bühne. Im Jahr 2003, mit 89 Jahren, verschlechterte sich ihr gesundheitlicher Zustand. Sie zog in eine Seniorenresidenz in Hamburg-Othmarschen.

Obwohl Frau Kabel sich seit 2002 zunehmend aus der Öffentlichkeit zurückgezogen hat, übernahm sie im Alter von 92 Jahren in Detlev Bucks Verfilmung von "Hände weg von Mississippi" eine kleine Rolle an der Seite ihrer Tochter Heidi Mahler. 

Heidi Kabel ist auch als Sängerin bekannt geworden. Sie nahm einige Schallplatten mit meist Hamburger Liedern auf.

Aus ihrer Ehe mit Hans Mahler stammen drei Kinder, die Söhne Jan Rasmus Mahler (*1938) und Heiko Mahler (*1942) und die Tochter Heidi Mahler (*1944), die ebenfalls Schauspielerin am Ohnsorg-Theater wurde.

Heidi Kabel besuchte noch bis vor kurzem jede Premiere ihrer Tochter am Ohnsorg-Theater.

Heidi Kabel gestorben

Deutschlands populäre Volksschauspielerin Heidi Kabel ist tot. Der einstige Star des Hamburger Ohnsorg-Theaters starb am Dienstag, 15. Juni 2010 im Alter von 95 Jahren in Hamburg. Das teilte der Intendant des Theaters, Christian Seeler mit. "Sie ist heute morgen um 6:00 Uhr friedlich eingeschlafen." Kabel lebte zuletzt in einem Senioren-Wohnheim.

Heidi Kabel - keine Frau zum Anfassen

Heidi Bertha Auguste Kabel, geboren am 27. August 1914 in Hamburg, war eine Volksschauspielerin, wie es sie heute kaum mehr gibt. Eine Bezeichnung, die sie übrigens "als Adelsprädikat" empfand.

Dabei war Heidi Kabel keine Frau zum Anfassen. Daß begeisterte Fans sie berühren oder gar umarmen wollten, war ihr, so sagte sie selbst "zutiefst zuwider". Ein patenter Kumpeltyp wie ihr Kölner Kollege Willy Millowitsch (1909 - 1999), der das Bad in der Menge genoß und brauchte, ist sie nie gewesen. Auch darin war Heidi Kabel Hanseatin durch und durch.

Keine konnte es so wie sie. Heidi Kabel wedelte energisch mit der Hand, als wolle sie eine lästige Fliege verscheuchen, spitzte hanseatisch st-eif die Lippen, schob ihren Bühnenpartner energisch Richtung Kulissentür und säuselte mit schnippischem Unterton: "Tschühüss!" Meist hatte der Bühnenautor ihrem Gegenüber eine Replik ins Manuskript geschrieben, die vorsah, dass er sich trotzdem noch nicht trollte. Dann wurde der Unterton deutlicher und das "Tschühüss" mächtig scharf gezischelt. Bis sie die Bühne für sich allein hatte, und das Publikum auch diese Szene mit donnerndem Applaus belohnte. Sie spielte abgearbeitete Hausfrauen, keifende Hausdrachen, gute und bauernschlaue Mütter, tratschsüchtige Nachbarsfrauen oder schrullige Alte mit norddeutscher Geradlinigkeit, Witz und Herz.

Ihre berufliche Heimat hatte sie unglaubliche 66 Jahre lang auf der Bühne des Hamburger Ohnsorg-Theaters, ihre Schauspielkarriere währte gar 75 Jahre. Das "Ohnsorg" ohne Heidi Kabel - für viele Hamburger jahrzehntelang undenkbar. Hier spielte sie Stücke wie TRATSCH IM TREPPENHAUS, in dem sie neben dem unvergessenen Henry Vahl als vorlaute Klatschbase brillierte, oder MANDA VOSS WARD, in dem sie die krakeelig resolute Alte gab. Mehr als 200 Stücke spielte sie am "Ohnsorg", alle auf Plattdeutsch.

Das Fernsehen war es dann aber, das sie weit über Hamburgs Grenzen hinaus bekannt machte. 1954 wurde die erste Aufzeichnung aus dem Ohnsorg-Theater gesendet (auf "missingsch", einer Art verhochdeutschtem Platt).

Als Heidi Kabel am Abend des 23. März 1970 in der Komödie SUUREGURKENTIED auf der Bühne stand, überbrachte man ihr die Nachricht vom Tod ihres Mannes. Sie lehnte es ab, die Vorstellung abzubrechen und spielte noch den dritten und letzten Akt zu Ende. Disziplin galt als eine ihrer besonderen Eigenschaften, aber auch Dickköpfigkeit und Schlagfertigkeit.

Am Sylvesterabend 1998 stand Heidi Kabel in einer Doppelrolle in dem Lustspiel MEIN EHRLICHER TAG ein letztes Mal vor ihrem Ohnsorg-Publikum um sich dann 84jährig, ins Privatleben zurückzuziehen.

Einen öffentlichen Auftritt vor großem Publikum hatte sie nochmals 2004, als sie in Hamburg den Bambi für ihr Lebenswerk entgegennahm.

Detlev Buck gelang es jedoch, die hochbetagte Seniorin im Jahr 2007 noch einmal für den Kinofilm HÄNDE WEG VOM MISSISSIPPI vor die Kamera zu holen.

"Es gibt nur wenige Menschen, die in ganz Deutschland quer durch alle Generationen so populär waren wie Heidi Kabel", schrieb das Ohnsorg-Theater am Dienstag. "Das Ohnsorg-Theater trauert um eine großartige Schauspielerin, um eine wunderbare Kollegin und um einen einzigartigen Menschen."

Nicht nur in Hamburg sagt man heute: "Atschüss, Heidi Kabel."

Theaterrollen

Heidi Kabel hat in mehr als 250 plattdeutschen Stücken mitgespielt. Eine Auswahl:

  • Brand-Stiftung
  • Der schönste Mann von der Reeperbahn
  • Der Trauschein
  • Die Kartenlegerin
  • Die Königin von Honolulu
  • Gute Nacht Frau Engel
  • Keine Leiche ohne Lilly
  • Mein ehrlicher Tag
  • Mein Mann, der fährt zur See
  • Mudder Mews
  • Ralves Carstens Rummelplatzgeschichten
  • Schneider Nörig
  • Tratsch im Treppenhaus
  • Trautes Heim
  • Wenn der Hahn kräht
  • Willems Vermächtnis
  • Verteufelte Zeiten
  • Das Kuckucksei
  • Frauen an Bord
  • Rund um Kap Hoorn
  • Die Chefin
  • Ein Mann mit Charakter
  • Kein Auskommen mit dem Einkommen
  • Lotte spielt Lotto
  • Der Lorbeerkranz
  • Zwei Engel
  • Die Venus von Müggensack
  • Ein Mann ist kein Mann
  • Oh diese Eltern
  • Vater Philipp
  • Der Bürgermeisterstuhl
  • Frau Pieper lebt gefährlich
  • Frau Sperlings Raritätenladen
  • Wenn du Geld hast
  • Für die Katz
  • Das Herrschaftkind
  • Manda Voss wird 106
  • Der Weiberhof